Programmieren kann nicht jeder – aber warum?


Dunkel und düster scheint die Zukunft, die so drohend über uns liegt. Immer mehr Fremdsprachen werden den Kindern so früh wie möglich eingeprügelt. Man soll sich ja schließlich verstädigen können und sich im Aus- sowie im Inland selbst zu helfen wissen.

Und doch wird eines stets vergessen.  Denn keinem unserer Kinder wird eine für die Zukunft wichtige Sprache beigebracht. Die Programmiersprache. Dabei ist es relativ egal welche zuerst, denn zunächst müsste ja erst einmal das Grundverständnis für diese abstrakte Art der Kommunikation geschaffen werden.

Denn wie sollen unsere Kinder frei entscheiden können welche Software sie nehmen, wenn sie keine Kenntnisse zur Nutzung von Open Source und derer Anpassung erhalten? Natürlich wird Open Source immer benutzerfreundlicher, sodass allmählich alle in den Genuss von freier Software gelangen, aber der eigentliche Sinn der Open Source, nämlich die individuelle Anpassung bzw. Weiterentwicklung wird zusehens vernachlässigt.

Warum kann man nicht in der Grundschule schon ein Fach Programmiersprachen einführen? Und damit meine ich nicht, dass jedes Kind schon einen PC haben soll, sondern dass von Grund auf das Verständnis der Kinder geschult wird auf die Möglichkeit der Anpassung oder Mitentwicklung, damit nicht in 20 Jahren jeder nur noch Microsoft oder Adobe kennt, sondern vielleicht auch Ubuntu oder Gimp.

Ich für meinen Teil wäre sehr gern in Programmiersprachen unterrichtet worden – ok, das ist jetzt eine Erkenntnis die ich nur aufgrund meiner erworbenen „Weisheit“ aussprechen kann – um auch selbst einmal ein Programm zu erstellen oder endlich mal eine Linux-Distribution richtig konfigurieren zu können…

Über mitch000001
Cloud Engineer at x-ion GmbH Doing managed kubernetes and other PaaS services

6 Responses to Programmieren kann nicht jeder – aber warum?

  1. GLITTR_CRITTR says:

    Hallo,

    für mich klingt das eher nach einer utopischen Fantasie eines Programmierers/Fricklers/Linux-Benutzers (generell natürlich nix Schlechtes). Man kann ein Thema nicht als wichtig deklarieren, nur weil man selber drin steckt und meint es wäre so. Generell wird sowas was du forderst oder fördern möchtest, ähnlich (wenn es nicht sogar dieser ist) wie der Markt von Angebot und Nachfrage getragen.

    Als Beispiel nehme man die mathematische oder naturwissenschaftliche Ausbildung an Schulen. Diese ist natürlich viel ausgeprägter und stärker vertreten als Einführungen in Informatik, Algorithmik, Modellierung oder eben einfaches Programmieren. Dennoch ist der Zulauf zu Fächern wie Informatik oder Ähnlichem an den Unis unwahrscheinlich viel größer, ebenso auch in Berufen wie die des Fachinformatikers oder den unzähligen Assistentenberufen.

    Ich glaube nicht, dass das Beherrschen einer Programmiersprache wichtig ist, geschweige denn überhaupt eine erwähnenswerte Relevanz besitzt. Wenn man sich dafür interessiert kommt man selber drauf, wie eben auf so vieles Andere auch. Desweiteren ist das auch keine „Rocket-Sciene“, die irgendwie lange gelernt werden müsse. Ich seh oft wie Studenten das Programmieren im ersten Semester lernen (von prozedural bis funktional), was vollkommen ausreicht. Natürlich dauert das Meistern einer bestimmten Sprache dann im Schnitt fünf bis zehn Jahre. Dies geschieht dann aber eben genau dann, wann es wichtig und gefordert ist.

    Allgemein ist der Job des Programmierers oft aber auch nichts lohnenswertes mehr. Der Markt ist sprichwörtlich so sehr gesättigt, dass oft schon die reinen Programmiertätigkeiten outgesourct werden (und das ist kein Märchen, hab ich selber schon erlebt). Immer wichtiger wird die Idee und Umsetzung, nicht aber die gezielte Implementation (= das Programmieren).

    Und was du dir für die Entscheidung von Open-Source (im Gegensatz zu proprietärer Software) wünscht, hat meines Erachtens nix mit der Fähigkeit programmieren zu können zu tun. Wenn sie wirklich gut genug ist, wird sie auch als Wahl wahrgenommen. Aber genau dieses „gut genug“ entscheiden nicht wir (sonst würd Linux wahrscheinlich schon überall laufen), sondern letztendlich der Konsument auf den die Software abzielt. Mit der Situation müssen wir uns einfach abfinden, auch wenn es gerade auf dem Markt der Betriebssysteme nicht immer rechtmäßig zugeht.

    Gruß,
    GLITTR_CRITTR bei Twitter

    • mitch says:

      Hallo,

      Es stimmt schon, dass Programmieren an sich eher ein Special Interest-Thema ist. Und der Wunsch/die Forderung rührt eher aus dem eigenen mangelnden Programmiererwissen sowie der Grundidee von Open Source her. Ich denke auch, dass so eine Forderung, so ein Wunsch eher zu fantastisch ist.
      Was aber gar nicht so utopisch und fantastisch ist, wäre, den Kindern, falls man ihnen schon Zugang zur Technik gewährt, auch die Seite der Open Source aufzeigt.

      Wir leben leider in einer sehr von proprietärer Hard- und Software geprägten Welt. Wenn man sich einen PC kauft, hat man in 95% immer Windows als Betriebssystem. Und dass dann die Konsumenten keine Nachfrage nach Linux entwickeln, hat nichts mit mangelndem Angebot oder mit den Qualitätsunterschieden zu tun, das rührt eher daher, dass die Leute eben nichts anderes kennen und somit auf ihrer M$-Plattform verharren.
      Ich habe schon von einigen Freelancern gehört, sie würden ja gerne auf Linux umsteigen, aber ihre B2B-Kunden benutzen meist noch M$-Produkte, und so müssen sie das dann auch.
      Man kann ja Microsoft keinen Vorwurf machen, dass es das bekannteste Betriebssystem ist und das es eben deshalb auf den meisten Rechnern genutzt wird. Was man aber vorwerfen kann, ist die Tatsache, dass z.B. Hardwarehersteller keine Linuxtreiber entwickeln und sich im Grunde verbraucherunfreundlich verhalten. Aber da das ja ihr Recht ist (siehe Patente,…) schauen die Linux-Nutzer eben in die Röhre und es wird weiter M$ benutzt, da die Hardware sonst nicht komplett funktioniert.
      Das ich nicht falsch verstanden werde: Ich finde es ok, dass die Firmen Hardware und Software entwickeln und sich danach eventuelle Rechte daran sichern. Ist ja schließlich ihr Brot das sie damit verdienen. Aber dass man zu Faul ist, die Hardware und Software auch für Linux zu entwickeln, obwohl es meines Erachtens nach auch Nachfrage bei Linuxusern gibt (auch für kostenpflichtige Software, wie z.b. Spiele), ist unakzeptabel.

      • GLITTR_CRITTR says:

        Hiho,

        ich denke sogar dass insbesondere die Qualität des Linux-Desktops dazu beiträgt, dass die Verbreitung so gering ist. Den Servermarkt hat Linux ja auch wie im Sturm erobert und praktisch jedes kommerzielle Unix abgelöst.

        Der Desktopbereich ist allerdings viel komplizierter und vielschichtiger. Niemand dort hat die Lust mal 10 Jahre lang die harte Arbeit einer nachhaltigen und andauernden Qualitätssicherung zu vollbringen. Beispielsweise war KDE 3 zu letzt eine Umgebung mit der man wirklich gut arbeiten konnte. Hier wäre es angebracht gewesen einen Innovationsstop zu machen und dann die Leute mit neuen Sachen erstmal in Ruhe zu lassen und einfach nur Qualitätssicherung zu betreiben. So eine Zeit ist auch nötig um eine wirklich feste Nutzerbasis zu generieren. Aber nein, es wird praktisch wieder von vorne mit KDE 4 angefangen.

        Ich wette selbiges wird sich auch bei GNOME mit der sogenannten GNOME Shell abspielen. Wobei man hier sagen muss, dass sich GNOME (obgleich mans mag oder nicht) besser gehalten hat. Es hat sich praktisch zum Standarddesktop im Enterprise-Bereich gemurkst, nicht nur dank Ximian, Novell und RedHat, sondern auch weil eben schon eine gewisse Zeit keine großen Änderungen vollzogen wurden.

        Wenn sich ein OS X Nutzer heute ein OS X von 2001 anschaut, oder ein Windows 7 Nutzer ein Windows 95/NT, so findet er sich sofort zu recht ohne sie vorher genutzt haben zu müssen. In aller Regel kann er sogar Programme aus der Zeit problemslos ausführen.

        Zu den Treibern. Das ist praktisch ein hausgemachtes Problem. Die zu häufigen Änderungen am Kernel ABI nerven einfach nur tierisch. Schau dir beispielsweise mal die CHANGES des proprietären Nvidia-Treibers an. Ständig müssen irgendwelche Anpassungen an neuere Kernel vorgenommen werden. Das ist ein Zustand den ich und viele andere nicht nachvollziehen können. AVM hat die Treiberentwicklung für manche Geräte auch eingestellt einfach deshalb, weil irgendwann Treiber die nicht einmal zwei Jahre alt waren nicht mehr liefen. Es könnte so viel unternehmensfreundlicher sein und somit auch interessanter für den Kunden. Windows und OS X (=ein vollwertiges Unix) beweisen das. Ich hab hier n binären Treiber für ein Gerät aus 2002 für OS X. Der funktioniert heute noch und wird es wohl auch noch weitere Jahre tun.

        Und auch damit du mich nicht falsch verstehst: ich liebe Linux, Open Source und freie Software allgemein. Allein dass alles eben „open source“ und frei ist, macht sie für mich schon überlegen. Das ist auch der wesentliche und entscheidende Vorteil. Man ist experimentierfreudig und versucht viel, aber die Qualitätssicherung fehlt einfach. Ich könnte hier zilliarden vereinzelte Sachen bemängeln, aber dazu brauch man sich nur die Foren der gängigsten Distributionen (Ubuntu, openSUSE, Debian, ) anschauen. Das Schlimme ist ja dass die schon eine einigermaßen funktionierende QA haben, bei den kleineren Distributionen für speziellere Bedürfnisse siehts desöfteren noch viel schlimmer aus.

        Klar, ich (du wahrscheinlich auch) komm mit jedem System aus. Gleich welcher Windowmanager, welche DE oder welcher Editor. Ich starte überall nur noch Emacs und irgend einen Webbrowser, das reicht mir und ich bin absolut zufrieden und kann praktisch alles damit bewerkstelligen. Aber ich (du wahrscheinlich auch?) mache auch oft den Fehler zu meinen dass „works for me“ oder „works for me and close friends“ direkt auf den Rest der Welt abzubilden ist. Das stimmt nur leider nicht, so schade es auch ist.

        Noch ein paar Interessante Sachen:
        http://en.wikipedia.org/wiki/The_UNIX-HATERS_Handbook (viel hat sich seither nicht geändert)
        http://elliotth.blogspot.com/2008_09_01_archive.html (oftmals traurige aber wahre Sicht der Dinge)
        http://linuxhaters.blogspot.com/ (manchmal böse, nicht immer wahr, aber schon oft)

        Gruß,
        GLITTR_TWITTR

      • mitch says:

        Hi,

        Ich habs mir schon lange abgewöhnt, „works for me“ auf andere zu beziehen. Zumal in meinem Dunstkreis eigentlich niemand so richtig Ahnung hat (ok, klingt böse, aber aus meiner Sicht vollkommen zutreffend). Liegt aber auch daran, dass ich mich eigentlich in so alles reinfuchs was ich finde und was mir auf Anhieb sinnvoll erscheint – auch ein Grund warum Second life niemals längeren Kontakt zu meinen Gehirnwindungen hatte (was für eine bescheidene Steuerung…)

        Soll heißen: ich akzeptiere, wenn jemand „nur“ den Desktop benutzen will, ohne jemals die bash zu sehen. Ist eine verständliche und akzeptable Haltung. Ich selbst benutze eine Distro, wo die Konsole dein Freund sein sollte und mich stört das nicht, denn ich lerne gerne Tag für Tag. Meiner Erfahrung nach kann man mit einer Distro ohne etwas wichtiges zu tun auch mal nen ganzen Tag verplempern – mit der Erkenntnis das man immer noch nicht alles richtig konfiguriert hat. Aber jeder kann das für sich entscheiden.

        Am Ende hat jeder sein System, mit dem er zurecht kommt. Dass Linux meist die bessere Lösung parat hat, interessiert dann aber keinen, wenn das System so funktioniert wie es soll.

        Meine Erfahrungen waren immer, dass linux zwar kein einfaches, aber ein starkes Betriebssystem ist – und so soll es auch sein :D

        Greetz mitch

  2. Oliver says:

    Man sollte sich auf die grundlegenden Dinge konzentrieren und das sage ich als Geisteswissenschaftler (ich hatte zuvor eine techn. Karriere), der sich ebenfalls gelegentlich administrativen Tätigkeiten hingibt und den auch mal den einen oder anderen kleineren Code abliefert ;-)

    Man benötigt Mathematik, Deutsch, eine Fremdsprache – dazu ein Gemenge aus grundlegenden natur- u. geisteswissenschaftlichen Kenntnissen. Damit sollte die Basis gelegt werden. Wer beispielsweise die Mathematik beherrscht erschließt sich die Logik und viele weitere Dinge. Synergieeffekte sollten genutzt, nicht eine unnötige Spezialisierung gefördert werden. Den Tunnelblick bekommt man schon noch früh genug. Programmieren, Wirtschaft etc. pp. – wer benötigt den Crap in den Schulen? Es müßte im Gegenteil noch mehr entschlackt werden — Mut zur Lücke, Qualität anstatt Quantität.

  3. Eine interessante Frage – die ich mir auch immer wieder stelle. Meine Sicht habe ich vor kurzem hier dargestellt, ist auch eine nette Diskussion entstanden:

    A Digital Renaissance? | 5v3n.com http://bit.ly/9NxRjW

    Ich persönlich beobachte gerade mit Freude, wie immer mehr nicht-Techies Interesse & Spaß an Softwaredesign bekommen. Hoffentlich hält das an :-)!

    Programmieren kann übrigens angeblich wirklich nicht jeder – hier ein Selbsttest.

    http://www.codinghorror.com/blog/2006/07/separating-programming-sheep-from-non-programming-goats.html

    Wobei ich denke, dass es eher eine Frage des Lernens / Lehrens ist, ob man diese Skills entwickeln kann.

    Cheers

    Sven Kräuter | 5v3n

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